Neue Motorradära in der DDR (1949)

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die sowjetische Awtowelo‑Verwaltung das Werk in Suhl. Ab 1947 wurden wieder Waffen, Kinderwagen und Fahrräder gefertigt, aber die Verantwortlichen planten die Rückkehr zu motorisierten Fahrzeugen. 1949 begann daher die Serienfertigung des Viertakt‑Motorrads AWO 425 mit 250‑cm³‑Motor, Vierganggetriebe, Kardanantrieb und robustem Doppelschleifenrahmen. Die ersten 1 000 Maschinen wurden noch komplett in die Sowjetunion exportiert; ab 1951 war das Modell auch in der DDR erhältlich. Die 12‑PS‑Tourenmaschine erreichte rund 100 km/h und überzeugte mit Zuverlässigkeit und einfacher Wartung. Zunächst trugen die Fahrzeuge das Kürzel AWO, ehe 1955 der traditionsreiche Markenname Simson wieder eingeführt wurde.

Die neue Motorradära entfaltete sich in den fünfziger Jahren: Das Tourenmodell mit Plunger‑Hinterradfederung blieb bis 1960 im Programm und wurde später als Simson 425 T vermarktet; insgesamt entstanden mehr als hunderttausend Exemplare. Parallel dazu erschien 1955 das sportliche Modell 425 S mit Schwingarmfederung und stärkerem Motor – zunächst 14 PS, später 15,5 PS – das eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h erreichte. Zwischen 1949 und 1962 verließen über 200 000 Viertaktmaschinen die Suhler Werkhallen. Damit kehrte Simson nicht nur als zuverlässiger Motorradproduzent zurück, sondern prägte auch das Straßenbild und die Mobilitätskultur der jungen DDR.